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23.04.2024

Vizepräsident des Bayerischen Landtages bei der KEG

AK im Gespräch mit Tobias Reiß, MdL (CSU)

Zu einem ganz brisanten und offenen Erfahrungsaustausch trafen sich Mitglieder des Arbeitskreises (Hochschule, Junge KEG, Studierende und Seminar) mit Tobias Reiß, dem Vizepräsidenten des Bayerischen Landtages in Augsburg, im Haus St. Ulrich. Auf Einladung der AK-Vorsitzenden Ursula Kiefersauer kam der Abgeordnete aus dem Oberpfälzer Wahlkreis Tirschenreuth, um Meinungen zu hören. Reiß, Fraktionsvorstand und Mitglied im Ausschuss "Bildung und Kultus" im Bayerischen Landtag, war am Gedankenaustausch sehr interessiert und signalisierte auch, dass es ihm wichtig sei, mit den Vertretern aller Verbände zu sprechen. Bildung liegt in Länderkompetenz und Bildung zu steuern ist ein gemeinsames Anliegen aller Beteiligter, dazu gehören neben der Politik auch alle Interessensverbände. Zugegen war auch Ulrike Fischer-Mayerle, in Stellvertretung für den KEG-Landesvorsitzenden Martin Goppel.

Lehrermangel! Wie kann man durch eine Reform der Lehrerbildung an der Universität den Lehrerberuf attraktiver machen? Suche nach der besten Bildung! Alarmierende Pisa-Ergebnisse! Woher die beiden Stunden für die Deutsch- und Mathematikförderung in der Grundschule nehmen? Diese Fragen bewegten die AK-Mitglieder. Aber dass auch die Politik nicht zaubern könne, darauf verwies Reiß gleich eingangs. Dass die Diskussion komplex und ideologisch geprägt ist, das spürten auch die AK-Mitglieder.

Chancen durch Lehrwerkstatt an Uni

Das Thema " Reform der Lehrerausbildung an der Universität" ist aktuell im Focus der Politik. Grundsätzlich gibt es für Reiß keinen Einheitslehrer. Spezialisierung während des Studiums bleibt wichtig. Ernst Strack, als Seminarrektor für Mittelschulen konnte unterstreichen, dass das bereits vorgeschlagene Modell der KEG zur neuen Lehrerbildung dies berücksichtige. Die Spezialisierung erfolge erst nach dem 4.Semester. Gleichzeitig wurde die Möglichkeit diskutiert, ob es analog zum Lehrfach "Grundschulpädagogik" auch für die angehenden Mittelschullehrer ein Fach " Mittelschulpädagogik" geben könne, um auf die Eigenart dieser Schule vorzubereiten.

Zur gegenwärtigen Lehrerbildungsreform äußerten sich dann die Vertreterinnen der " Jungen KEG". Jana Gürtler, Franziska Armbruster und Magdalena Kiefersauer forderten mehr Praxisbezug bei der universitären Ausbildung. Derzeit wird an der Uni Augsburg eine Lehrwerkstatt angeboten. Statt dem üblichen, eintägigen Donnerstagspraktikum gibt es die Alternative, dass StudentInnen 225 Unterrichtsstunden in einer Klasse (1-2 Tage pro Woche) absolvieren. Sie haben damit die Gelegenheit, kontinuierlich Unterricht in einer Klasse zu erleben. Das sei ein enormer Gewinn und helfe der Professionalisierung. Insgesamt brauche es mehr Praxisbezug in der 1. Phase, aber auch mehr Medienbildung für die Studenten. Das darf nicht "on top" sein, sondern muss als Thema fest bei der universitären Ausbildung verankert werden, so die jungen Kolleginnen. Eine Option war auch, dass Schulen mehr "gemeinsame Wege bei der Digitalisierung " gehen müssen. Jede Schule macht heute ihr "extra-Ding", das ist kontraproduktiv, wurde moniert. Was die KI mit all ihren Konsequenzen für die Prüfungen macht, müsse man ebenfalls absehen. In jedem Fall gab es auch Kritik an der gegenwärtigen Prüfungspraxis, z.B. fehlende Standards, Unsicherheiten und überzogene Erwartungen. Die Zahl der Prüfungswiederholer beim 1. Staatsexamen ist hoch. Diese Aspekte wurden vorgetragen und auch als „Bremse und Hindernis" bei der Studienwahl gesehen. Viele traditionelle Prüfungsinhalte und Prüfungsformate (z.B. Hausarbeit in der 2. Phase!) müssten dringend reformiert werden.

Welche Fächer in der Grundschule kürzen?

Als ebenso schwierig in der Diskussion erwies sich das Thema:  Woher in der Grundschule die zusätzlichen Stunden für Deutsch- und Mathematikförderung nehmen? Welche Stunden werden gestrichen und was darf und kann die Schule in Eigenverantwortung machen? Die Teilnehmenden diskutierten kontrovers über die 3.Religionsstunde, die jedoch von Markus Söder als „nicht antastbar“ gesetzt wurde. Für den Erhalt der Fachstunden für Englisch sprachen sich viele AK-Mitglieder aus. Ida Robl, als Vertreterin der Fachlehrerinnen (EG) beklagte die Personalengpässe im Fach EG und beschrieb dramatisch die beruflichen Herausforderungen der Fachlehrerinnen. Auch diese Fachgruppe plädiert für den Erhalt der Stunden an der Grundschule.

Mit einem " Riesenbündel" an schwierigen Themen und einem gelben KEG-Schirm als Dankeschön verabschiedete sich der Abgeordnete von der Runde. Weitere Gespräche mit Martin Goppel (KEG-Landesvorsitzender) sind angedacht.

Gruppenbild:
1. Reihe (v.l.n.r.) Jana Gürtler, Magdalena Kiefersauer, Ursula Kiefersauer (AK-Leitung), Landtagsvizepräsident Tobias Reiß (MdL, CSU), stellv. Landesvorsitzende Ulrike Fischer-Mayerle;
2. Reihe (v.l.n.r.) Jörg Meier, Karl Landherr, Ernst Strack, Birgit Mauermayer, Franziska Armbruster, Daniela Schürenberg-Artmann, Dr. Michaela Neumann, Ida Robl

Foto: v.l.n.r, Tobias Reiß, Jörg Meier, Jana Gürtler, Franziska Armbruster, Magdalena Kiefersauer